Liest man in den alten Unterlagen, so war die Gründungszeit des THW am Standort Jever alles andere als einfach. Der Ortsverband wurde am 15. September 1952 durch den Ing. Anton Haselier gegründet. Haselier wurde zum ersten Ortsbeauftragten gewählt. Der größte Teil der damaligen Helferschaft waren sogenannte GSO-Leute, deutsche Zivilangestellte der englischen Truppe auf dem Fliegerhorst Upjever. Hier war der erste THW-Ortsbeauftragte bei der Bauleitung tätig. Die ersten Treffen des jungen Ortsverbandes fanden in der Gaststätte „Roter Löwe“ (späterere Gaststätte „Zum kleinen Hof“) in Jever statt. Zu dieser Zeit wurde das Material in der Stadtknabenschule gelagert. An eine eigene Unterkunft war nicht zu denken. Nur gut drei Jahre genossen die THW-Helfer nach weiteren Umzügen innerhalb der Stadt die Beschaulichkeit und Eigenständigkeit ihrer selbstgeschaffenen Unterkunft im alten „Drostenhaus“, welches im Rahmen einer Altstadtsanierung dann allerdings abgerissen wurde. Mit allem was sich bis dahin in 24 Jahren an Geräten und Werkzeugen angesammelt hatte zog man in den stillgelegten Teil des jeverschen Bahnhofes um. Dort wo vormals Gastwirt Bernhard Albers über zwei Jahrzehnte hinweg Schnaps und Bier ausgeschenkt und seinen Gästen im Wartesaal „deftige jeversche Anekdoten“ erzählt hatte, richtete sich nun der THW-Ortsverband Jever ein.
Der Ortsverband stand zunächst ohne Fahrzeuge und mit kaum Gerät bereit. Er konnte nur den Idealismus seiner Helfer anbieten. Es war in den folgenden Jahren ein stetiges Werben und ein Kampf um die Existenz des Ortsverbandes. Diese Misere hielt dann noch mehrere Jahre an.
Dank einiger weniger zäher Helfer und der Unterstützung der Ausbilder des nachbarlichen Ortsverbandes Wilhelmshaven, die die Ausbildung zeitweise übernommen hatten und die auch mal ein Einsatzfahrzeug mitbrachten, blieb der Ortsverband wenigstens bestehen.
Der erste größere Einsatz war die Sturmflut 1962. Geräte wurden geliehen bzw. vom Landkreis oder den Gemeinden gestellt. Die Ausstattungslage hatte sich immer noch nicht verändert; ein paar Schaufeln und Schiebkarren, das war alles. Die wenigen Helfer, die noch übrig geblieben waren, mussten sich immer wieder selbst helfen. Improvisation war weiterhin gefragt. Die Fahrzeugsituation änderte sich erst im Jahre 1971 durch Zuweisung von Fahrzeug und Gerät sowie persönlicher Ausstattung eines kompletten Bergungszuges aus Beständen des Luftschutzhilfsdienstes (LSHD). Die Fahrzeuge waren dem Landkreis Friesland zugewiesen worden und standen bei den Feuerwehren in Sengwarden und Fedderwarden. Kurz vor einer Gebietsreform und der Zuschlagung der Gemeinden Sengwarden und Fedderwarden zur Stadt Wilhelmshaven hat der Landkreis Friesland –hierfür setzte sich insbesondere der damalige Amtsleiter Siegfried Ellermann ein- erreicht, dass dieser Fahrzeugpark dem THW in Jever zugewiesen wurde. Das gab dem Ortsverband wieder Auftrieb. Die Helferschaft nahm wieder zu. Es konnte eine ordentliche Ausbildung aus eigener Kraft gewährleistet werden. Im wangerländischen Wiarden wurde ein THW-Stützpunkt gegründet, der mit einem Fahrzeug aus dem Bergungszug ausgestattet wurde. Die Unterkunft befand sich im Bahnhof von Hohenkirchen. Auch in der Nachbarkreisstadt Wittmund besann man sich auf frühere THW-Aktivitäten und gründete in der Interimszeit des gemeinsamen Landkreises einen Ortsverband Wittmund. Ortsbeauftragter war seinerzeit der Elektromeister Heinrich Kromminga. Der Stützpunkt Wiarden als auch der Standort Wittmund wurden allerdings später wieder geschlossen.
Am 25. Mai 1977 zog der Ortsverband dann ein vorletztes Mal um. Es ging in die neu errichtete Feuerwehr- und Katastrophenschutzzentrale des Landkreises Friesland an der Wangerländischen Straße in Jever, wo der Ortsverband untergebracht war. Im Jahre 1980 herrschte dann zum zweiten Mal eitel Sonnenschein und Freude über die Zuweisung des ersten neuen Gerätekraftwagens. Zwei weitere Mannschaftskraftwagen sollten noch folgen.
Im Jahr 2001 zog der Ortsverband dann die in neu errichtete eigene Unterkunft im Gewerbegebiet Am Bullhamm um, wo heute ein Technischer Zug, die Fachgruppe Beleuchtung und die eigene Jugendgruppe untergebracht sind.
Einsätze größerer Art waren neben der Sturmflut 1962, ein Ölalarm an der Küste im Jahr 1974, die Schneekatastrophe 1978/1979 sowie die Bergung von mehreren Rindern, die in einem Spülfeld der Bundesautobahnbaustelle bei Sande versunken waren. Gerade beim letzteren Einsatz machte sich die Vielschichtigkeit der Berufe im THW Jever bezahlt, besonders wurden hier die Landwirte im THW aktiv, die in guter Zusammenarbeit mit den Kräften der Feuerwehren aus Sande die Tiere bergen konnten. Die Einsätze des Ortsverbandes bei Oder- und Elbeflut von 1997 und 2002 dürfen in dieser Aufzählung nicht unerwähnt bleiben. Seit mehreren Jahren ist der Ortsverband spezialisiert im Bereich Beleuchtung und wird u .a. von der Polizei für Tatort- oder Unfallstellenausleuchtung gerufen.
Das 60jährige Jubiläum begeht der Ortsverband Ende September mit einer mehrwöchigen Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz aus Bonn zu den Themen „Ehrenamt im Bevölkerungsschutz“ und „Angebote für die Jugend“, die in der Hauptstelle der Volksbank Jever eG am Schlossplatz gezeigt wird. Die Schirmherrschaft für diese Ausstellung hat Landrat Sven Ambrosy übernommen. Die örtlichen Hilfsorganisationen sind eingeladen sich an dieser Ausstellung mit ihren eigenen Informationen und Angeboten zur ehrenamtlichen Mitarbeit zu beteiligen. Es folgt am Brüllmarktsonntag (14. Oktober) eine Fahrzeug- und Geräteschau entlang des Von-Thünen-Ufers in Jever. Den Abschluss der Feierlichkeiten bildet am Freitag, den 19. Oktober ein Festakt für geladene Gäste im Graf-Anton-Günther-Saal des jeverschen Rathauses.