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Neele´s erster großer Einsatz

Bereits zweimal war der Ortsverband Jever jetzt schon im Krisengebiet der Flutkatastrophe von NRW und RLP im Einsatz und hat dort die unterschiedlichsten Aufträge erfüllt. Mit dabei war auch unsere momentan jüngste aktive Helferin Neele – und genau sie wollen wir heute mal fragen, wie ist das so ist, wenn man das erste Mal so richtig in den Einsatz muss.

Neele im Einsatz

Serena: Hallo Neele! Du bist 19 Jahre alt und seit fast 5 Jahren beim THW. Was hat dich dazu bewogen, zum THW zu gehen?

Neele: Mein kleiner Bruder wollte sich 2015, als wir gerade nach Jever gezogen waren, hier ein neues Hobby suchen und ist dann durch Internet-Recherche auf das THW gestoßen. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht einmal, dass das THW überhaupt existiert. Und weil er immer so begeistert vom Jugenddienst berichtete, habe ich auch einfach mal mitgemacht und bin dann bis heute hängen geblieben.

Serena: Im November 2020 hast du deine Grundausbildung bestanden. Jetzt darfst du mit in den aktiven Einsatz. Bist du schon in Einsätze mitgefahren?

Neele: Ja, bin ich. Ich war nachts bei einem Autounfall dabei, beim Auspumpen der Keller auf dem Fliegerhorst Upjever und zuletzt auch im Starkregeneinsatz in Euskirchen/NRW. Serena: Wie war der erste Einsatz für dich? Neele: Also, bei meinem allerersten Einsatz, der Autounfall, habe ich auf jeden Fall erstmal viel zugeguckt. Deswegen war es für mich erstmal relativ unspektakulär. Und genau das hat mich auch so begeistert. Denn obwohl bei dem Unfall leider auch eine Person gestorben ist, waren alle sehr sachlich und geradezu professionell. Aus dieser Perspektive heraus konnten wir dementsprechend auch vernünftige Unterstützung anbieten. Als ich gemerkt habe, dass ich das Ganze eben auch ganz sachlich betrachten konnte, war ich sehr froh und es hat mir ein gutes Gefühl für die nächsten Einsätze gegeben.

Serena: Andere Mädels gehen Reiten oder zum Tanzen. Was sagen deine Freundinnen zu deinem Hobby? Neele: Meine Freunde akzeptieren mein Hobby voll und ganz. Sie finden es total toll, dass ich etwas komplett anderes mache und mich einfach der Herausforderung stelle, mit viel Technik und Geräten zu arbeiten, denen ich sonst im Alltag eigentlich nicht so begegne. Serena: Du kommst gerade vom Starkregeneinsatz in NRW wieder. Was ging dir durch den Kopf, als du von dieser Katastrophe erfahren hast?

Neele: Ich habe erst mal gedacht, es ist ja total krass, dass es nicht bei uns an der Küste passiert ist, sondern eben in NRW. Daraus schloss ich auch gleich, dass es eine sehr starke Katastrophe sein muss und auch viele  Opfer dabei sind. Einfach, weil es sicherlich für die Leute dort komplett überraschend kam und sie völlig unvorbereitet waren.

Serena: War dir sofort klar, dass du im Falle eines Einsatzes des OV Jever, mitfahren würdest? Was hat dich dazu bewogen mitzufahren?

Neele: Nein das war mir nicht klar. Ich habe mich mit der Entscheidung auch erst etwas schwergetan. Ich habe ja gerade erst meine Grundausbildung bestanden und hatte wegen Corona auch wenig Übung. Außerdem bin ich auch noch relativ frisch im Einsatzwesen mit dabei. Deswegen habe ich mir natürlich erst mal überlegt, ob ich mir das überhaupt zutraue. Aber letztlich hat mich vor allen Dingen auch das Leid der Leute dort in NRW dazu bewogen mitzukommen. Ich fand es einfach wichtig, dort mitzuhelfen und auch meine Kameraden dort zu unterstützen. Die Kameraden vor Ort brauchten eine Ablöse. Ich fuhr als Teil der Ablösung mit. Das hat mir die Entscheidung erleichtert.

Serena: Wie war es als einziges Mädel des OV Jever mit den Kameraden unterwegs zu sein?

Neele: Das war überhaupt kein Problem. Ich bin super mit den Kameraden klargekommen und habe mich nicht alleine gefühlt. Das liegt aber bestimmt auch daran, dass wir insgesamt im OV nur wenige weibliche Helfer haben, und deswegen kennt man das schon aus den Diensten.

Serena: Was hast du im Einsatz erlebt und welche Aufgaben gab es für dich und für den Ortsverband?

Neele: An den Tagen, an denen ich in NRW war, haben wir vor allen Dingen am Flussufer oder an der Flussböschung Müll beseitigt. Wir haben somit dafür zu sorgen, dass der ganze Müll nicht wieder bei größeren Wassermengen irgendwo zu Verstopfung führt. Außerdem haben wir noch viele Bäume gefällt, um Platz für Räumungsarbeiten zu schaffen.

Serena: Nun bist du schon wieder einige Tage zu Hause. Welche Eindrücke bringst du mit nach Hause und was hat dich dort besonders bewegt?

Neele: Besonders bewegt oder überrascht hat mich, dass eben ein Ort geradezu unverstört und völlig normal wirkte. Man konnte sich gar nicht vorstellen, dass hier überhaupt irgendetwas passiert sein könnte. Fährt man 2 km weiter in den nächsten Ort, ist dieser völlig zerstört. Brücken sind weggerissen ,Häuser sind weggerissen. Natürlich denkt man dann auch an sein eigenes Heim. Diesen weiß man dann auch nochmal mehr zu schätzen. Ebenso, dass wir nach dem Einsatz erschöpft in unser eigenes Feldbett fallen konnten. Das ist dann plötzlich nicht mehr selbstverständlich.

Serena: Würdest du in einem erneuten Einsatz wieder mitfahren? Du hast gerade dein Abitur bestanden. Wie sieht deine weitere Planung aus? Bleibst du dem THW erhalten?

Neele: Ich würde gerne wieder mit in einen erneuten Einsatz fahren. Einfach, weil ich so viel Positives aus diesem ersten Einsatz ziehen konnte und mir das sehr viel Freude bereitet hat den Menschen dort zu helfen. Aber jetzt habe ich ja mein Abitur bestanden und eine Ausbildung zur Pflegefachfrau begonnen. Daher ist es für mich jetzt schwierig mich freistellen zu lassen, weil ich sehr viele Pflichtstunden für das Staatsexamen zu leisten habe. Von daher werde ich wohl nicht auf einen größeren Einsatz mitfahren. Ich halte dann vor Ort die Stellung. Hier muss die Einsatzbereitschaft auch weiter gehen. Gleichzeitig ist es aber so, dass ich jetzt hier in der Region bleibe und deswegen dem THW auf jeden Fall erhalten bleibe. Ich nehme weiterhin an den Diensten teil. Ich werde aber jetzt auch bald offiziell zur Verwaltungsbeauftragten unseres Ortsverbandes berufen werden. Somit werde ich dann auf jeden Fall auch im Stab tätig sein.

Serena: Was macht für dich die Arbeit im THW Team aus?

Neele: Was im THW-Team so toll ist, ist das man von einer bestimmten Grundqualifikation ausgehen kann, weil ja alle die gleiche Grundausbildung absolvieren mussten. Man weiß somit, womit man mindestens quasi rechnen kann. Gleichzeitig finde ich ist es einfach so toll, dass gerade die älteren Helfer, die eben schon erfahrener sind, den Jüngeren Tipps geben. Es kommen so viele unterschiedliche Charaktere im Einsatz zusammen, die die ganze Zeit 24/7 quasi aufeinander hocken und trotzdem reißt man sich zusammen und passt sich auch an und nimmt auf jeden irgendwie Rücksicht. Einfach für das große Ganze. Nämlich zu helfen. Ich finde es einfach schön. dass es dann kaum zu richtigen Konflikten kommt. Man sieht halt einfach das Ziel. Nämlich zu helfen oder einen Auftrag zu erfüllen und das steht im Vordergrund und nicht irgendwelche persönlichen Wünsche.

Serena: Danke, Neele für deine offenen Worte. Du gehst nun einige neue Wege in deinem Leben – Ausbildung und Arbeit im Stab. Wir freuen uns, dich dabei begleiten zu können und wünschen dir viel Erfolg, Durchhaltevermögen und Spaß dabei!


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