Verweist sind die ehemaligen Räume in der Feuerwehr- und Katastrophenschutzzentrale an der Wangerländischen Straße in Jever. Nur große Buchstaben mit der Aufschrift „Leitstelle Friesland“ weisen noch auf die einstige Nachrichtenzentrale des Landkreises Friesland für Rettungsdienst, Feuerwehr und Katastrophenschutz hin. Aber die Funktische und die gesamte Technik sind noch da.Der Kreisfunkmeister der Friesländischen Feuerwehren Marco Ühlken hat ein waches Auge auf die Anlagen, die mittels Richtfunk von der neuen gemeinsamen Leistelle Friesland-Wilhelmshaven im Gebäude der Berufsfeuerwehr in der Mozartstraße fern bedient werden. Er betreibt in der ehemaligen Leitstelle seine Funkwerkstatt.
Im Mai ist es nun schon vier Jahre her, das sich in 2009 unter Gründung eines eigenen Zweckverbandes die „Gemeinsame Leitstelle Friesland-Wilhelmshaven“ mit Sitz in Wilhelmshaven gegründet hat. Eine Liebesheirat war es nicht gerade, hieß es damals u. a. in der hiesigen Tagespresse. Einfach war der Start nicht. Heute kann festgestellt werden, dass die Entscheidung der Zusammenlegung richtig war und dies nicht nuraus Kostengesichtspunkten sondern auch einsatztaktischen Gründen, denn Schadensszenarien halten sich nicht an kommunale Grenzen. Im Rettungsdienst helfen sich beide Kommunen schon seit mehreren Jahren erfolgreich. Jeder für sich alleine geht eigentlich auch schon nicht mehr. Dies gilt insbesondere für den Katastrophenschutz, der in Wilhelmshaven als auch in Friesland noch einer grundlegenden Neuregelung bedarf, um sich der demografischen Entwicklung und den damit einhergehenden stark verminderten ehrenamtlichen Einsatzkräften zu stellen.Die Weichen für einen gemeinsamen Katastrophenschutz ggf. mit einem großen Einsatzstab sollten gestellt werden. Die Verantwortlichen im jeverschen Kreisamt als auch im Rathaus Wilhelmshaven aber auch die Führungskräfte der Organisationen und verbände sind gefordert, sich darüber Gedanken zu machen. Das Ergebnis der Großübung vom November 2012 in Hooksiel lässt eigentlich keine größere Wartezeit zu. Eine Fusion ist dafür nicht erforderlich sondern eine gute und vertrauensvolleerarbeitete Kooperation, wie eben beim Zweckverband der gemeinsamen Leitstelle.
Im Rahmen seiner Besuche bei hiesigen Einrichtungen des Katastrophenschutzes fanden sich die aktiven Helferinnen und Helfern des Ortsverbandes Jever im Technischen Hilfswerk (THW) nun auch bei der gemeinsamen Leitstelle ein.
Sie informierten sich über das Tagesgeschäft welches hauptsächlich aus der Annahme von Notrufen und der Alarmierung der Rettungseinrichtungen in Friesland und Wilhelmshaven besteht. Umfangreich ist die Organisation von nicht notfallbedingtenKrankentransporten, also den Liegendtransporten von Patienten z. B. von zuhause zur Dialysestation, Arztpraxen oder Kliniken. Dies ist ein reines Termingeschäft mit Voranmeldungen und Wartezeiten und wird in der Leitstelle mittels Einsatzleitrechner bearbeitet. Die Logistik besteht in der Bereitstellung von ausreichenden Kapazitäten an Krankentransportfahrzeugen. Der Einsatzleitrechner als Herzstück ist das Gedächtnis der Leitstelle, gefüttert mit allen wichtigen Einsatzdaten aus Friesland und Wilhelmshaven. Mit der „Fütterung“ hat der Administrator der gemeinsamen Leistelle ständig zu tun, denn immer ändern sich Telefon- oder Handynummern und Zuständigkeiten.
Für die Einsatzbearbeitung schlägt der Rechner den Disponenten die je nach Einsatzort benötigten Rettungsmittel vor, welche mit einem Mausklick sofort alarmiert werden können. Die Einsatzkräfte in den hauptamtlich besetzten Wachen als auch die ehrenamtlichen Kräfte von Feuerwehr und Katastrophenschutz erhalten ihre Alarmierung per Klartext auf tragbare Funkmeldempfänger, die ständig mitgeführt werden. Die Technik ist bekannt vom ehemaligen Cityrufdienst. Das THW Jever erwartet die Beschaffung diese Alarmpieper zum Sommer dieses Jahres. Vom Notruf bis Einsatzende wird alles gespeichert. Das gilt auch für die Aufzeichnung der Notrufanrufe sowie der gesamten Funkkommunikation. Von „Spitzenzeiten“ sprechen die Disponenten um meinen damit besondere Anlässe wie größere Feste in der Region sowie Feiertage wie 1. Mai oder Silvester. Hier steigen die Anzahl der Notrufe an und das Einsatzvolumen nimmt zu. Plötzliche Großschadensereignisse können bis zur Bildung von entsprechenden Einsatzstrukturen zunächst auf einem Sonderarbeitsplatz unabhängig von der üblichen Tagesarbeit geführt werden.
Nach der Umstellung auf die neue Alarmierung mit Textübermittlung
für alle Hilfskräfte in Friesland und Wilhelmshaven wird die Einführung des neuen behördlichen Digitalfunks eine nächste Umstellung in der gemeinsamen Leitstelle sein. Bis zur völligen Umstellung wird es ein Nebeneinander der bisherigen analogen mit der neuen digitalen Technik geben. Ein erster Schritt ist die Umstellung der Funkrufnamen vom bisherigen vierstelligen auf ein neues fünfstelliges System zum 1. Juli 2013 sein, sozusagen zum Eingewöhnen.
„Die Helferinnen und Helfer des THW sind zwar nicht so oft im Einsatzgeschehen, dennoch müssen Sie wissen, wo in der täglichen örtlichen Gefahrenabwehr die Fäden zusammenlaufen!“ stellt THW-Ortsbeauftragter Marco Hinrichs am Ende des Besuches fest. Ein Rundgang durch die Wachräume der Berufsfeuerwehr rundete das Programm ab.