Knapp eine Woche haben sie Sommerferien, die Schüler aus dem ostfriesischen Wittmund und um zu und seit dem vergangenen Freitag ist auch der langersehnte Sommer ins Land gekommen. Aber das schöne Wetter kann nicht über das schreckliche Brandunglück hinwegtäuschen, welches die ganze Region erschüttert hat. Es hat auch bei den Einsatzkräften einen bleibenden Eindruck hinterlassen, sind doch auch sie mit ihren Schulkindern betroffen. Wie soll es nach den Sommerferien weitergehen?
Die Sonne am Samstagabend scheint wärmend vom Himmel als das NDR-Regionalfernsehen noch einmal live vom Unglücksort aus Wittmund berichtet. Auch die niedersächsische Kultusministerin Frauke Heiligenstadt ist gekommen um sich ein Bild von der Lage zu machen. Kreisbrandmeister Johann Folkers teilt mit, dass keine Personen zu Schaden gekommen sind. Nicht auszudenken, wenn dieses Unglück während des Schulbetriebes passiert wäre. Am Freitagnachmittag sind Bauarbeiter dabei das Dach der Schule auszubessern als das Unfassbare passiert. Eine Gasflasche explodiert. Der noch überschaubare Brand kann zunächst gelöscht werden. Aber heimtückisch haben sich die vermeintlich gelöschten Flammen schon in die Zwischendecke gefressen und kehren mit großer Wucht an das Tageslicht zurück und das gleich an mehreren Stellen. Die vor Ort schon tätige Ortswehr Wittmund läst Stadtalarm auslösen. Später kommen auch alle Wehren der Nachbargemeinde Esens, aus Sandhorst (Landkreis Aurich) und die Drehleiterfahrzeuge aus Aurich und Jever hinzu. Die Fliegerhorstfeuerwehr Wittmund unterstützt mit einem Spezialfahrzeug mit Schaum-/Wasserkanone.
Nach und nach sind insgesamt 250 Hilfskräfte eingetroffen und müssen mit ansehen wie schon die ersten Gebäudeteile einstürzen. Die große Hitze zwingt die Kräfte teilweise zum Rückzug. Eine zunächst vorgenommene Bekämpfung innerhalb des Gebäudes muss aufgegeben werden. Neben den Feuerwehrkräften hat die Leitstelle Wittmund auch das DRK, den Rettungsdienst und zahlreiche Polizeikräfte angefordert. Die Unglücksstelle ist weiträumig abgesperrt und die schwarze Rauchsäule bei dem klaren Wetter weithin sichtbar. Schnell hat sich die Nachricht verbreitet und in den Onlinediensten sind schon die ersten Fotos verfügbar. Vor Ort ist längst Wittmunds Kreisbrandmeister Johann Folkers eingetroffen und führt zusammen mit der Technischen Einsatzleitung den Einsatz. Erst gegen Abend können die Flammen eingedämmt werden. Das bedeutet aber lange noch nicht das Ende des Einsatzes. Es ist der vierte Großeinsatz für die Wittmunder Feuerwehren in den letzten 12 Monaten. Die immer wieder aufflackernden Glutnester machen den Einsatzkräften das Leben schwer. Der Einsatz geht in den Abend und die Nacht.
Um die weitere Sicherheit der Einsatzkräfte sicherzustellen und auch die Brandbekämpfung fortzusetzen wird über die Leitstelle Friesland / Wilhelmshaven ein Kontakt zum Ortsbeauftragten des THW Jever hergestellt. Telefonisch stimmen Kreisbrandmeister Folkers und THW-Ortsbeauftragter Marco Hinrichs die Unterstützung ab. Man kennt sich seit vielen Jahren persönlich. Da reichen wenige Worte. Licht wird gebraucht, viel Licht. Schnell sind per Alarmierungssystem ein paar Helfer zusammengerufen und schon nach wenigen Minuten verlassen Mannschaftslastwagen und Lichtmastanhänger die THW-Unterkunft Jever in Richtung Einsatzstelle. Vor Ort sind die auszuleuchtenden Arbeitsstellen schnell ausgemacht und die Beleuchtungsgeräte aufgebaut. Viele Feuerwehrkameraden laufen den THWlern über den Weg und schauen sich die Technik an oder wollen nur eben „Moin“ sagen, denn viele kennen das THW Jever aus gegenseitigen Besichtigungen und Veranstaltungen. „Das ist bei gemeinsamen Einsätzen ein großer Vorteil ! Wir müssen nicht erst dann unsere Visitenkarten austauschen, so wie es unser THW-Chef in Bonn zu sagen pflegt.“, stellt Marco Hinrichs beruhigend fest. Inzwischen ist er mit einigen seiner THW-Kameraden zusammen mit Kreisbrandmeister Folkers auf einem Rundgang durch die Einsatzstelle. Dabei wurden weitere Aufbaulätze für das Beleuchtungsgerät erkundet. Das DRK reicht zwischendurch Getränke und Verpflegung. Alles läuft Hand in Hand. Auch beteiligt man sich an der Diskussion was nun werden soll, wenn die Sommerferien vorbei sind. Bis dahin ist die Schule nicht wieder aufgebaut. Alle wollen nur helfen und sind mit ihren Gedanken bei der Schulleitung und den Verantwortlichen aber auch bei den Bauarbeitern, den dieses Unglück widerfahren ist. Dies wird auch nach dem Einsatz noch der Fall sein.
Nach einigen Stunden lassen sich Marco Hinrichs und seine Leute von zwischenzeitlich weiter benachrichtigten Helferinnen und Helfern des THW-Ortsverbandes Jever ablösen, die den Einsatz dann am frühen Samstagmorgen zu Ende bringen.